Ein einschießender Schmerz im Rücken, der buchstäblich durch Mark und Bein geht und bis in die Beine ausstrahlen kann: So oder so ähnlich beschreiben viele Menschen einen Bandscheibenvorfall LWS. Doch wie kommt es eigentlich zu einem solchen Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule? Um dies zu verstehen, müssen wir zunächst einen Blick auf den Aufbau der Lendenwirbelsäule werfen.
Aufbau der Lendenwirbelsäule
Die Lendenwirbelsäule, auch Lumbalwirbelsäule genannt, besteht in der Regel aus den fünf unteren Wirbeln der Wirbelsäule. Sie bildet den Bereich zwischen der Brustwirbelsäule und dem Kreuzbein (Os sacrum).
- Die Lendenwirbelsäule besteht aus fünf Lendenwirbelkörpern, die mit L1 bis L5 von oben nach unten (also von Kopf in Richtung Fuß) nummeriert sind. Diese Wirbel sind im Allgemeinen größer und stabiler als die Wirbel in anderen Teilen der Wirbelsäule, da sie das Gewicht des Oberkörpers und der inneren Organe tragen müssen.
- Zwischen den Lendenwirbelkörpern befinden sich Bandscheiben, die aus einem äußeren Faserring und einem inneren, gallertartigen Kern bestehen. Die Bandscheiben fungieren als Stoßdämpfer und ermöglichen die Beweglichkeit der Wirbelsäule.
- Jeder Lendenwirbel hat einen Wirbelbogen, der sich nach hinten erstreckt und mit dem Wirbelkörper zusammen den Wirbelkanal bildet. Dieser enthält das Rückenmark und die Nervenwurzeln.
- Dornfortsatz und Querfortsatz dienen als Anheftungspunkte für Muskeln und Bänder.
- An den Stellen, an denen die Lendenwirbelkörper aufeinandertreffen, befinden sich Wirbelgelenke. Diese Gelenke ermöglichen die Bewegung der Wirbelsäule.
- Aus dem Wirbelkanal treten Nervenwurzeln aus, die zwischen den Wirbelkörpern und Bandscheiben verlaufen. Diese Nervenwurzeln sind für die Übertragung von sensorischen und motorischen Signalen zwischen dem Rückenmark und anderen Teilen des Körpers verantwortlich. Diese Bereiche nennt man auch Dermatome. So lässt sich jede Nervenwurzel einem speziellen Hautbereich zuordnen.
Die Lendenwirbelsäule ist aufgrund ihrer Anatomie anfällig für Probleme wie Bandscheibenvorfälle, degenerative Veränderungen und Verschleiß.
Welche Ursachen haben Bandscheibenvorfälle LWS?
- Degeneration der Bandscheiben: Mit zunehmendem Alter verschleißen die Bandscheiben. Der äußere Faserring kann schwächer werden, was das Risiko einer Vorwölbung oder eines Risses erhöht.
- Überlastung und Verletzungen: Schweres Heben, Tragen, plötzliche Bewegungen oder Verletzungen können dazu führen, dass der innere Kern der Bandscheibe durch den Faserring bricht.
- Fehlhaltungen und Bewegungsmangel: Lang anhaltende Fehlhaltungen, wie Sitzen in einer ungünstigen Position, können die Wirbelsäule ungünstig belasten und zu Bandscheibenvorfällen beitragen.
- Übergewicht: Übergewicht übt zusätzlichen Druck auf die Bandscheiben aus, was das Risiko für Vorfälle erhöhen kann.
- Schwache Bauch- und Rückenmuskulatur: Eine unzureichend entwickelte Muskulatur kann die Stabilität der Wirbelsäule verringern und das Risiko von Verletzungen erhöhen.
Wie Sie Ihre Muskulatur stärken, erfahren Sie später in diesem Artikel, wenn wir Ihnen spezielle Bandscheibenvorfall LWS Übungen an die Hand geben.
Bandscheibenvorfälle lassen sich nicht immer auf eine einzelne Ursache zurückführen, sondern sind oft das Ergebnis einer Kombination von mehreren Faktoren.
Häufige Symptome von Bandscheibenvorfällen im unteren Rückenbereich
Ein Bandscheibenvorfall LWS kann verschiedene Symptome verursachen, abhängig von der Position und dem Grad des Vorfalls sowie davon, ob Nervenwurzeln betroffen sind. Hier sind einige häufige Bandscheibenvorfall LWS Symptome:
- Schmerzen im unteren Rücken sind ein häufiges Symptom. Der Schmerz kann sich stumpf, stechend oder brennend anfühlen und sich auf eine Seite des Rückens konzentrieren.
- Wenn der Vorfall auf eine der Nervenwurzeln drückt, kann sich dies sich in Schmerzen äußern, die vom unteren Rücken bis ins Gesäß, die Oberschenkel und sogar bis in die Füße ausstrahlen.
- Ein Bandscheibenvorfall kann dazu führen, dass die Nervenwurzeln gereizt, entzündet oder komprimiert werden, was zu Taubheit, Kraftverlust oder Kribbeln (Reithosenanästhesie) führen kann. Muskelreflexe können abgeschwächt sein oder ganz fehlen.
- Die Schmerzen können sich bei bestimmten Bewegungen, wie Bücken, Heben, Husten oder Niesen verschlimmern.
- Ein Bandscheibenvorfall kann die Beweglichkeit der Wirbelsäule beeinträchtigen, sodass es schwer fällt, sich normal zu bewegen.
- Muskelverspannungen: Die Muskeln im betroffenen Bereich können sich verspannen oder verkrampfen, um die Wirbelsäule zu schützen.
- Es kann zu Inkontinenz, also einem Stuhl- oder Harnverhalt und damit zu Darm- und Blasenentleerungsstörungen kommen.
Diagnose von Bandscheibenvorfällen im unteren Rückenbereich
Der Arzt oder Therapeut wird mit Ihnen sprechen, um Informationen über Ihre Symptome, medizinische Vorgeschichte und mögliche Ursachen zu erfahren. Eine körperliche Untersuchung dient dazu, die Beweglichkeit der Wirbelsäule zu überprüfen, Druckpunkte zu identifizieren und Anzeichen für Sensibilitätsveränderungen (neurologische Untersuchung) zu erkennen.
Erhärtet sich der Verdacht, dass Sie unter einem Bandscheibenvorfall LWS leiden, wird der Arzt gewöhnlich ein MRT, Röntgen oder ein CT anordnen und bei Vorliegen eines der drei Symptome (Taubheit, Kraftverlust und Inkontinenz), eine sofortige Behandlung veranlassen, damit Ihre Beschwerden nicht dauerhaft bestehen bleiben.
Eine Magnetresonanztomographie (MRT) ist in der Regel die bevorzugte Methode zur Diagnose von Bandscheibenvorfällen. Ein MRT ermöglicht es, detaillierte Bilder der Wirbelsäule und des umgebenden Gewebes (Muskeln, Faszien, Bandscheiben etc.) zu erstellen, um den genauen Ort und die Größe des Vorfalls sowie mögliche Nervenkompressionen zu identifizieren.
Eine Computertomographie (CT) kann nützlich sein, um zusätzliche Informationen über die Wirbelsäule und den Vorfall zu erhalten, insbesondere wenn sich ein MRT aus bestimmten Gründen nicht durchführen lässt.
Nicht-chirurgische Behandlungsmöglichkeiten bei einem Bandscheibenvorfall LWS
- Schmerzmittel: Medikamente wie nichtsteroidale entzündungshemmende Medikamente (NSAIDs) können helfen, Schmerzen zu lindern und Entzündungen zu reduzieren.
Natürlich sollten Sie Schmerzmittel nicht als Dauerlösung betrachten, denn sie bringen immer Nebenwirkungen für den Körper mit sich und belasten ihn zusätzlich. Außerdem sind sie nicht in der Lage, die Ursache für den Bandscheibenvorfall LWS zu beheben. - Physiotherapie: Ein Physiotherapeut kann Ihnen individuelle Übungen und Therapien zeigen, um die Flexibilität zu verbessern, die Muskulatur zu stärken und die richtige Körperhaltung zu fördern. Ziel dieser Bandscheibenvorfall LWS Therapie ist es, die Belastung für die Bandscheiben zu reduzieren und die Genesung zu unterstützen.
- Manuelle Therapie: Massagen, Dehnungen und sanfte Manipulationen können als Bandscheibenvorfall LWS Behandlung dazu beitragen, die Beweglichkeit der Wirbelsäule zu verbessern und Muskelverspannungen zu lösen.
- Chiropraktik: In den USA bereits das Mittel der ersten Wahl ist Chiropraktik, um den Körper wieder gezielt in Balance zu bringen.
Chirurgische Behandlungsmöglichkeiten bei einem Bandscheibenvorfall LWS
Bei einem Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule kann eine chirurgische Behandlung in Erwägung gezogen werden, wenn nicht-chirurgische Maßnahmen keine ausreichende Linderung der Symptome bieten.
- Mikrodiskektomie oder Mikrochirurgie: Dies ist ein minimalinvasiver Eingriff, bei dem der Chirurg einen kleinen Schnitt macht und mit Hilfe eines Mikroskops den Bandscheibenvorfall entfernt, der auf die Nervenwurzeln drückt.
- Laminektomie oder Laminotomie: Bei diesen Verfahren wird ein Teil des Wirbelbogens entfernt, um mehr Platz für die Nervenwurzeln zu schaffen und den Druck zu reduzieren.
- Lumbale Bandscheibenprothese (Bandscheibenendoprothese): Bei dieser Operation wird die beschädigte Bandscheibe entfernt und durch eine Prothese ersetzt, um die Beweglichkeit der Wirbelsäule zu erhalten und Schmerzen zu lindern.
Vorbeugung von Bandscheibenvorfällen in der Lendenwirbelsäule
- Regelmäßige körperliche Aktivität, wie Aerobic, Schwimmen und gezielte Übungen zur Stärkung der Rücken- und Bauchmuskulatur, kann die Flexibilität und Stabilität der Wirbelsäule verbessern.
- Beim Heben schwerer Gegenstände sollten Sie in die Knie gehen, den Rücken gerade halten und die Last nahe am Körper halten. Vermeiden Sie Drehbewegungen während des Hebens.
- Achten Sie darauf, dass Ihr Arbeitsplatz so eingerichtet ist, dass er Ihre Wirbelsäule unterstützt. Passen Sie den Stuhl, die Tastatur, den Monitor und den Arbeitsbereich an, um eine aufrechte Körperhaltung zu fördern.
- Achten Sie darauf, dass Sie beim Sitzen, Stehen und Gehen eine aufrechte Körperhaltung bewahren. Vermeiden Sie langes Sitzen in einer gebückten oder gekrümmten Position.
- Tragen Sie Schuhe mit angemessener Unterstützung und Dämpfung, insbesondere wenn Sie längere Zeit stehen oder gehen müssen.
- Bevor Sie körperliche Aktivitäten oder Übungen beginnen, achten Sie darauf, sich angemessen aufzuwärmen, um die Muskeln vorzubereiten und Verletzungen zu vermeiden.
- Beim Schlafen ist eine ergonomische Matratze wichtig, die manche Körperstellen entlastet und andere Körperregionen unterstützt. Verwenden Sie bei Bedarf ein Kissen, um die natürliche Körperhaltung zu unterstützen.
Welche Bandscheibenvorfall LWS Übungen sind präventiv zu empfehlen?
Es gibt spezifische Übungen, die dazu beitragen können, die Stabilität, Flexibilität und Kraft der Lendenwirbelsäule zu verbessern und das Risiko von Bandscheibenvorfällen zu verringern.
Katz und Kuh:
- Beginnen Sie auf Händen und Knien, die Handgelenke befinden sich dabei unter den Schultern und die Knie unter den Hüften.
- Beim Einatmen lassen Sie den Rücken nach unten sinken, heben Sie den Kopf an und richten Sie den Blick nach oben (Kuh-Position).
- Beim Ausatmen runden Sie den Rücken nach oben, ziehen Sie den Bauchnabel zur Wirbelsäule und senken Sie den Kopf ab (Katzen-Position).
- Wiederholen Sie diese Bewegung mehrmals.
Knie-zu-Brust-Dehnung:
- Legen Sie sich auf den Rücken und ziehen Sie ein Knie sanft zur Brust.
- Halten Sie diese Position für wenige Atemzüge, wenn Sie dynamisch dehnen wollen und über 60 Sekunden, wenn Sie eine nachhaltige Dehnung erreichen möchten. Dann wechseln Sie das Bein.
- Diese Übung dehnt die Muskulatur im unteren Rücken (angezogenes Bein) und die Muskulatur in der Hüfte im ausgestreckten Bein (Hüftbeuger).
Die wichtigste Übung für einen starken Rücken – Beckenheben:
- Legen Sie sich auf den Rücken, winkeln Sie die Knie an und stellen Sie Ihre Füße flach auf den Boden.
- Heben Sie das Becken an, bis Ihr Körper eine gerade Linie von den Schultern bis zu den Knien bildet.
- Halten Sie die Position einige Sekunden und senken Sie dann das Becken wieder ab.
- Wiederholen Sie dies zehn bis 15 Mal.
- Fortgeschrittene können ein Bein nach oben anheben, um die Pomuskulatur (den wichtigsten Stabilisator des unteren Rückens) des Standbeins einseitig gezielter zu trainieren. Wieder zehn bis 15 Wiederholungen, dann das Bein wechseln.
Bleiben Sie gesund!
Schmerzfreie Grüße
Was sind Ihre nächsten Schritte?
FAQs – Häufig gestellte Fragen
Nein, ein Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule kann Personen jeden Alters betreffen, abhängig von der jeweiligen Ursache und Lebenssituation.
Bei einem akuten Bandscheibenvorfall LWS mit starken Schmerzen ist an Bewegung natürlich erstmal nicht zu denken.
Sobald die Schmerzen aber nachgelassen haben bzw. erträglich sind und man die erste Behandlung hinter sich hat, sollten Sie durch gezielte Übungen Ihre Muskulatur stärken, um damit Ihre Lendenwirbelsäule und die Linderung der Beschwerden zu unterstützen.
Die Synonyme des Bandscheibenvorfalls der Lendenwirbelsäule sind:
– lumbaler Prolaps
– lumbaler Diskusprolaps
– lumbale Bandscheibenextrusion
– lumbale Diskushernies Bandscheibenvorfalls