Von einem Bandscheibenvorfall im Bereich der Halswirbelsäule spricht man, wenn Teile der Bandscheibe zwischen den Wirbeln nach außen treten. In der Folge kann auch das ausgetretene Gewebe auf das Rückenmark und die umgebenden Nerven drücken. Dabei ist ein Bandscheibenvorfall in drei von fünf Abschnitten der Wirbelsäule (Halswirbelsäule = HWS, Brustwirbelsäule = BWS und Lendenwirbelsäule = LWS) möglich. Ausnahme ist das Kreuz- und Steißbein, das miteinander verwachsen ist. Der Großteil der Bandscheibenvorfälle betrifft die Lendenwirbelsäule – rund ein Viertel der Bandscheibenvorfälle entfällt auf die Halswirbelsäule.

Ein Bandscheibenvorfall HWS hat übrigens nicht unbedingt etwas mit dem Lebensalter zu tun, denn jeder Mensch in jedem Alter kann davon betroffen sein.

Wie Sie einen Bandscheibenvorfall vorbeugen können und was Sie unternehmen können, wenn Sie davon betroffen sind, erfahren Sie in diesem Artikel.

Was sind die Anzeichen bei einem Bandscheibenvorfall der HWS (Halswirbelsäule)?

Wahrscheinlich vermuten Sie zunächst Schmerzen im Nackenbereich als typische Symptome, wenn Sie an einen Bandscheibenvorfall in der HWS denken. Allerdings deuten nicht nur Schmerzen im Bereich der Halswirbelsäule auf einen Bandscheibenvorfall hin. Die Schmerzen können in verschiedene Körperregionen (Kopf, oberer Rücken, Schulter, Oberarm, Ellbogen, Hand und Fingerspitzen) hinein ausstrahlen, verbunden mit Symptomen wie Taubheitsgefühlen oder Kribbeln. Wenn Schmerzen bis in das Gesäß oder die Beine hinein ausstrahlen, ist dies hingegen eher ein Indiz für einen Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule, auch lumbaler Bandscheibenvorfall genannt. Das liegt an den sogenannten Dermatomen. Ein Dermatom ist ein spezieller Körperbereich, der durch die zugehörigen Nerven aus dem Rückenmark (Spinalnerven) versorgt wird. Wenn Sie also Schmerzen im Fuß angeben, gibt es schon, wie oben beschrieben, einen Anhaltspunkt für eine Verletzung oder Entzündung des Spinalnervs im unteren Bereich der Wirbelsäule und nicht in der HWS.

Was sind die häufigsten Ursachen für einen Bandscheibenvorfall im Bereich der Halswirbelsäule?

Wie bereits erwähnt, kann jeder Mensch von einem Bandscheibenvorfall in der HWS betroffen sein. Dennoch sind degenerative Veränderungen, eine zu schwache Muskulatur oder ein Trauma an der Wirbelsäule einer der typischen Gründe für einen solchen Bandscheibenvorfall. Dazu muss man wissen, dass die Bandscheibe mit zunehmendem Alter mehr und mehr an Elastizität verliert, sodass sie anfälliger für Schäden wird. Wenn die Bandscheibe dann rissig wird oder sich bereits vorgewölbt hat (Bandscheibenprotrusion), kann dies einen Bandscheibenvorfall auslösen.

Auch langfristige ungünstige Belastungen der Halswirbelsäule können die Bandscheiben in Mitleidenschaft ziehen und zu Verschleißerscheinungen führen. Solche Überbelastungen sind beispielsweise das Tragen von schweren Lasten oder aber auch ungünstige Haltungen (z.B. im Sitzen stundenlang nach unten aufs Handy zu schauen) im Alltag.

Ebenfalls können bestimmte Erkrankungen wie Osteoporose oder Arthritis die Struktur der Bandscheiben beeinflussen und das Risiko für einen Bandscheibenvorfall in der HWS erhöhen.

Eine einzelne Ursache für einen Bandscheibenvorfall in der HWS (wie z.B. durch einen schweren Autounfall oder Sturz) gibt es übrigens meistens nicht. Vielmehr sind es mehrere Faktoren, die letztlich zu einem Bandscheibenvorfall führen.

Einige Expertentipps zur Vorbeugung von Bandscheibenvorfällen in der Halswirbelsäule (HWS):

  • Achten Sie auf eine aufrechte Haltung: Sie sollten langes Sitzen in ungünstigen Positionen vermeiden und auch beim Stehen und Gehen auf eine gute Körperhaltung achten. Am Arbeitsplatz verwenden Sie am besten ergonomische Möbel und Hilfsmittel, um Ihre Wirbelsäule zu entlasten.
  • Regelmäßige Kräftigung ist das A und O: Entscheidend für eine gute Gesundheit der Wirbelsäule ist eine aktive Lebensweise. Mit Stärkungsübungen für die Hals- und Nackenmuskulatur können Sie die Belastbarkeit Ihrer Halswirbelsäule erhöhen.
  • Achten Sie auf eine gleichmäßige Belastung: Vermeiden Sie Dysbalancen und trainieren Sie möglichst beide Körperseiten gleich. Haben Sie schwer zu tragen, dann verteilen Sie die Last möglichst gleichmäßig oder wechseln in regelmäßigen Abständen die Seite.
  • Auch beim Heben und Bücken sollten Sie auf eine gesunde Haltung des Kopfes achten. Gehen Sie beim Heben von Gegenständen also in die Knie und arbeiten Sie mit einem geraden Rücken. Hierbei bleibt der Kopf in Verlängerung der Wirbelsäule.
  • Legen Sie regelmäßige Pausen ein: Führen Sie eine Tätigkeit aus, bei der die Halswirbelsäule über längere Zeit in einer ungünstigen Position bleibt, beispielsweise bei der Renovierung der Wohnung oder dem Haus, sollten Sie regelmäßig kurze Pausen einlegen. Bewegen Sie sich dabei und lockern Sie Ihre Nackenmuskulatur.
  • Die wichtigste und effektivste Kräftigungsübung für die Halswirbelsäule ist folgende Übung: Sie legen sich flach auf den Boden oder das Bett und heben langsam immer wieder über eine Minute Ihren Kopf hoch (Kinn Richtung Brustbein), so als würden Sie „Ja“ sagen und dabei die Kopfbewegung durchführen. Bei der fortgeschrittenen Variante kommt noch eine Rotation dazu, also die „Nein-Bewegung“. Eine Minute ohne Absetzen alle zwei Tage.

Wie sieht eine Bandscheibenvorfall HWS Behandlung aus?

Generell bestehen bei der Behandlung von Bandscheibenvorfällen in der HWS zwei Möglichkeiten: zum einen die konservative und zum anderen die operative Therapie.

Eine vorübergehende Ruhigstellung und Entlastung der Halswirbelsäule kann zu einer Linderung der Schmerzen führen. Gleichzeitig verordnete Schmerzmittel verstärken diesen Effekt. Mit entzündungshemmenden kortisonhaltigen Präparaten oder auch muskelrelaxierenden Medikamenten möchte man den Körper bei der Heilung unterstützen, so dass Sie als Betroffener eine dauerhafte Schonhaltung vermeiden und sich die umgebende Muskulatur entspannen kann.

Schmerzmittel als dauerhafte und bequeme Option bei Schmerzen?

Medikamente wie entzündungshemmende Schmerzmittel können manchmal die Beschwerden lindern, jedoch kann eine längere Einnahme dieser zu weiteren Beschwerden führen (Nebenwirkungen). Im absoluten Notfall und als eine der ersten Maßnahmen können sie eine gute Lösung sein. Auf Dauer haben sie jedoch negative Auswirkungen auf den gesamten Körper. Daher sollten Sie Schmerzmittel nicht als dauerhafte Lösung bei einem Bandscheibenvorfall in der HWS betrachten.

Bewegen oder Schonen – was ist besser?

Die beste Möglichkeit, um ursächlich etwas gegen einen Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule zu unternehmen, ist neben der Vorbeugung durch eine aufrechte Körperhaltung und zielgerichtete kräftigende Übungen, die Behandlung der Körperstatik z.B. durch sanfte Chiropraktik oder Akupressur. Damit können Sie Fehlbelastungen beheben und helfen Ihrem Körper, sich wieder „normal“ – also funktionell – zu bewegen.

Zusammenfassend kann man also sagen, nach der ersten „schmerzhaften“ Zwangspause, dem Abklären eventueller neurologischer Ausstrahlungen und der Eindämmung der Entzündung, ist die Bewegung und die – bestenfalls angeleitete – Kräftigung der Hals- und Nackenmuskulatur die wichtigste Maßnahme neben der Behandlung der Körperstatik.

Was sollten Sie in der Akutphase unbedingt vermeiden bei einem Bandscheibenvorfall in der HWS?

Auf ruckartige Bewegungen (speziell die Rotation und Seitneigung) wie beim Kampfsport und Fußball sollten Sie unbedingt verzichten.

Wann wird ein Bandscheibenvorfall HWS operiert?

Eine operative Therapie kommt in der Regel erst in Betracht, wenn es zu akuten neurologischen Ausfällen kommt (z.B. Lähmungserscheinungen im Arm), die nicht durch muskuläre Verspannungen, sondern durch eine Verletzung des Spinalnervs ausgelöst werden und alle konservativen Behandlungsmaßnahmen ausgeschöpft sind und sich auch nach einigen Monaten keine spürbaren Erfolge zeigen.

Bleiben Sie gesund!

Schmerzfreie Grüße

Hexenschuss Spezialist Bernhard Schwarz
Hexenschuss Spezialist Bernhard Schwarz


Was sind Ihre nächsten Schritte?

Häufig gestellte Fragen (FAQs)

Wie wird ein Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule noch genannt?

Synonyme eines Bandscheibenvorfalls der Halswirbelsäule (HWS) sind:
– HWS-Bandscheibenvorfall
– zervikaler Bandscheibenvorfall
– zervikaler Prolaps
– zervikaler Diskusprolaps
– zervikale Diskushernie

Muss ein Bandscheibenvorfall HWS immer operiert werden?

Nein! Leider werden zwar viele Bandscheibenvorfälle operiert, jedoch ist nicht garantiert, dass die Beschwerden danach weg oder besser sind. Ausschließlich bei akut neurologischen Ausfällen, die nicht durch muskuläre und fasziale Verspannungen verursacht werden oder wenn über Monate konservative Maßnahmen und zielgerichtetes Training keine Wirkung zeigt, sollte man über eine OP nachdenken.

Muss ich Bettruhe einhalten bei einem Bandscheibenvorfall HWS?

Früher waren Bettruhe und Ruhigstellen häufige Empfehlungen bei einem Bandscheibenvorfall. Mittlerweile setzt man jedoch auf moderate Bewegung und physiotherapeutische Übungen. Wir empfehlen Ihnen unbedingt eine Behandlung der Körperstatik und zielgerichtete Kräftigungsübungen als Basismaßnahmen.

Was sollte ich bei einem Bandscheibenvorfall in der HWS vermeiden?

Besonders wichtig ist es, die Halswirbelsäule nicht weiter durch ungünstige Haltungen zu belasten, beispielsweise durch langes Nach-unten-Schauen aufs Handy und auf Kontaktsportarten zu verzichten. Häufig nimmt man dabei nämlich unbewusst genau die ungünstige Position ein, die zum Bandscheibenvorfall geführt hat.